Patchwork - Wie geht das? Eine kleine Einführung für Anfänger
Habt ihr schon mal auf einer Nähmaschine genäht und wollt gerne schöne Stoffe zusammen nähen, um daraus eine Patchwork Decke zu machen? Bisher habt ihr euch aber nicht so richtig getraut, weil dabei immer so kompliziert klingende Sachen wie Inch, Patchwork-Füßchen, Binding, usw. in Anleitungen geschrieben stehen. Alles viel einfacher, als es klingt!
Hier die drei verschiedenen Kapiteln, in denen ich euch das näher bringen werde:
1. Was ist Patchwork und was brauche ich dazu?
2. Patchwork: Zuschneiden und Nähen
3. Quilt fertig machen: Quiltsandwich und Binding
Heute dann schon gleich der erste Teil mit einigen Fragen/Antworten zum Patchwork und was ihr so braucht, bevor es losgeht:
Was ist Patchwork?
Übersetzt heißt to patch flicken. Wenn man heute von Patchen oder Patchwork spricht, heißt es aber eher verschiedene zugeschnittene Stoffstücke zu einer neuen textilen Fläche zusammen zunäht. Wenn man mehrere einzelne Teile zuschneidet und diese zu einem Muster zusammenfügt, dann nennt man das Patchwork Block. So ein Block kann aber auch aus nur einem einzigen Stoff bestehen. Viele Blöcke aneinander gefügt ergeben ein Patchwork- bzw. Quilttop.
Was ist ein Quilt?
Ein Quilt heißt ins Deutsche übersetzt Steppdecke. Ein Quilt besteht aus einem Quilttop (das gepatcht sein kann oder aus einem einzelnen Stoff besteht), aus einem Vlies und einem Rückseitenstoff. Diese drei (oder manchmal auch nur zwei- ) Lagen werden mit der Nähmaschine oder per Hand gequiltet, also gesteppt.
Was braucht man, um eine Patchwork Decke zu machen?
Patchworkstoffe
Am besten kauft man qualitativ hochwertige Baumwollstoffe - bestenfalls natürlich Patchworkstoffe.
Patchworkstoffe in der Quiltmanufaktur |
Diese sind etwas fester im Griff als herkömmliche Baumwollstoffe, die für Bekleidung verwendet werden. Dadurch lassen sie sich beim Patchwork besser verarbeiten. Ihr braucht für die Quiltrückseite ausreichend Stoff, der insgesamt ca. 5-10 cm länger und breiter sein sollte, als euer fertiges Quiltop. Hier gibt es auch extra breite Stoffe, damit ihr die Rückseite nicht auch noch patchen müsst.
Volumenvlies
Außerdem braucht ihr ein Volumenvlies, das zwischen Quiltop und Rückseitenstoff eingefügt wird. Dies sollte auch so um die 5-10 cm breiter und länger sein, als euer fertiges Quilttop.
Freudenberg Volumenvliese H277, H281 und H295 |
Zur Berechnung der Größe eines Quilttops und zu dem Volumenvlies werde ich dann in den folgenden Kapiteln noch näher eingehen.
Rollschneider, Schneidematte und Patchworklineal
Zum Zuschneiden braucht ihr Rollschneider, Schneidematte und Patchworklineal.
Ich empfehle einen Rollschneider mit 45mm Durchmesser (es gibt kleinere und größere, die man für andere Projekte verwendet). Er hat eine runde Schneideklinge, die so scharf wie ein Rasiermesser ist. Daher verfügen die Rollschneider auch immer über eine Klingensicherung. Diese verhindert, das man sich verletzt - Voraussetzung ist allerdings, dass man die Sicherung dann auch immer verriegelt! Gewöhnt euch den Gebrauch der Verriegelung bitte gleich an....
OLFA Rollschneider 45 mm Durchmesser mit "Blade Cover" (Klingensicherung) |
Die Schneidematte sollte 30 cm x 45 cm groß sein. Nehmt eine, bei der auf beiden Seiten Maßeinheiten abgebildet sind: auf der einen Seite Zentimeter auf der anderen Seite Inch. Die Matte besteht aus einer "selbstheilende" Oberfläche, die es euch erlaubt, so oft als nötig mit dem Rollschneider darüber zu schneiden, ohne das die Oberfläche dadurch kaputt geht. Stellt nichts heißes auf die Matte und setzt sie nicht zu sehr unmittelbarem Sonnenlicht aus - sie verzeiht- oder wellt sich! Wer sorgsam mit seiner Matte umgeht, der wird lange brauchen, bis er sich eine neue kaufen muss.
OLFA Schneidematte 30 x 45 cm beidseitig verwendbar (eine Seite mit Zentimeter- andere Seite mit Inch-Einheiten) |
Es gibt eine ganze Reihe von Patchworklinealen und die dann auch meist sowohl mit Zentimeter- als auch in Inch-Einheiten. Da die meisten Anleitungen und Anregungen zum Thema Patchwork aus dem Englischsprachigen Raum kommen, empfehle ich gleich Lineale mit Inch-Einheiten zu kaufen. Neben den vielen Anleitungen in dieser Maßeinheit spielt auch noch der geringere Stoffverbrauch eine nicht unerhebliche Rolle. 1/4" Inch entspricht 0,635 cm. Auf die Breite und Länge einer Decke macht sich der geringere Stoffverbrauch, den man durch die geringere Nahtzugabe hat, merklich aus. Ich bevorzuge ein kleines Lineal von 6" x 12" Inch und ein längeres von 6" x 24" Inch. Mit dem kleineren kann man gut die kleinen Patchworkteile zuschneiden, während man das größere auch gut zum Durchschneiden der doppelt gelegten Stoffe verwenden kann. Auch hierzu werde ich im nächsten Kapitel Bilder zeigen.
OMNIGRID Patchworklineale in Inch-Einheiten (oben 6" x 12" Inch, unten 6" x 24" Inch) |
Das Anschaffen dieses Zubehörs kostet zwar, rentiert sich aber! Gerade Zuschnitte bekommt ihr mit einer Schere nie so gut hin wie mit eben genannten Utensilien. Und je besser eure Teile zugeschnitten sind, desto besser wird auch euer Patchwork-Ergebnis ausfallen!
Nähmaschine
Ihr braucht eine Nähmaschine, die muss geradeaus nähen können!
Es gibt eine riesige Auswahl an Maschinen mit mehr oder weniger Funktionen. Für den Anfang reicht eine, die die Grundfunktionen hat: Geradestich, den man in der Länge verstellen kann. Diese Maschinen verfügen sicherlich auch noch über einen Zick-Zack-Stich. Ein sog. Anschiebetisch wäre klasse, damit ihr beim Nähen eine größere Auflagefläche habt.
Freiarmanschiebetisch von BERNINA International AG |
Ein Patchworkfuß rentiert sich als Zubehör auf jeden Fall. Dieser spezielle Nähfuß ist für die Nahtzugabe von 1/4" Inch besonders geeignet.
Verschieden Patchwork-Füßchen von BERNINA International AG |
Mit eurem Können werden bestimmt auch eure Ansprüche an eure Maschine steigen. Solltet ihr also eine Maschine kaufen wollen, dann lasst euch von einem Händler, der viele verschiedene Marken führt und möglichst in eurer Nähe ist, beraten. Kauft keine Billigangebote aus dem Internet oder bei Discountern, die erweisen euch nach kurzer Zeit keine guten Dienste mehr und ein Reparaturservice habt ihr bei diesen Teilen auch nicht - rausgeschmissenes Geld! Habt ihr eine Maschine "geerbt", dann bringt sie zu einem Händler, der sie euch reinigt und neu einstellt.
Nähmaschinen Nadeln
Ihr könnt ganz normale Nähmaschinen Nadeln (Universalnadeln) in Stärke 70 oder 80 verwenden. Kauft euch mindestens zwei Briefchen (meist mit 5 Nadeln Inhalt), dann habt ihr bei Verschleiß (Nadeln wird stumpf) oder bei Nadelbruch immer gleich Ersatz!
Ich mag gerne die Topstich Nähmaschinen Nähnadeln in Stärke 80. Das sind spezielle Nähnadeln mit einem etwas längeren Nadelöhr als bei gewöhnlichen Maschinennadeln. Sie werden besonders zum Sticken gerne verwendet, weil der Nähfaden durch das größere Nadelöhr nicht so stark strapaziert wird.
Linke Seite: Top Stich Nadel, Rechte Seite: Universalnadel beide von SCHMETZ |
Garn
Ich würde auch beim Garn zu qualitativ hochwertigem Material raten. Zum Patchen könnt ihr sog. Allesnäher aus Polyester verwenden. Diese sind farbecht und sehr strapazierfähig.
Wenn ihr mit der Hand quilten wollt, könnt ihr spezielle Handquiltgarne verwenden. Diese bestehen aus einem Polyesterkern und sind mit Baumwolle umzwirnt. Dadurch sind sie besonders strapazierfähig und natürlich auch dicker als herkömmliche Garne. Meist werden sie vom Hersteller noch gewachst, damit sie beim Handquilten besser durch den Stoff- und Vlieslagen gleiten. Ich verwende auch gerne reines Baumwollgarn zum Handquilten.
Wenn ihr mit der Maschine quiltet, dann könnt ihr sowohl die vorher erwähnten Allesnäher, Baumwollgarn oder auch Rayon-Garne verwenden. Letztere sind sog. Filamentgarne auf Cellulosebasis und sind seidenartig im Aussehen und werden daher auch gerne für Stickereien verwendet.
MADEIRA Garne (rechts Polyestergarne, links oben Baumwollgarne, links unten Rayon-Garne) |
Bügeleisen und Bügelbrett sollte man haben.
Eine kleine gute Schere (nur für Stoffe verwenden!), ein Nahttrenner, einfache Stecknadeln und ein Textilmaker gehören zur Grundausstattung.
Schneiderschere von ZWILLING, Nahttrenner von BERNINA, einfache Stecknadeln und Textiltrickmaker |
Wenn euch am Anfang eures Patchwork-Abenteuers die Kosten zu hoch sind, um all das anzuschaffen, dann schaut doch mal, ob ihr bei euch in der Nähe einen Patchworkladen habt, der Kurse anbietet und ihr die Sachen für so einen Anfängerkurs ausleihen könnt. Auch die Volkshochschulen bieten Kurse an - im Internet findet ihr bestimmt was Passendes - oder ihr fragt einfach mal in eurem Bekanntenkreis. Man glaubt gar nicht, wie viele Leute dem Patchworken schon verfallen sind.....