16 Oktober 2015

QUILTESSENTIAL - Ein Buch über die Grundlagen zum Patchwork und Quilten

Ich entwickle mich zum Buchblogger :-)!
Als ich vom Haupt Verlag gefragt wurde, ob ich gerne ein Buch besprechen wolle, dass sich mit den Grundlagen des Patchwork und Quilten beschäftigt, habe ich spontan zugesagt. Alles, was mit meinem Leidenschaft zu tun hat, macht mich neugierig!


Von dem Buch hatte ich im Vorfeld - bereits 2013 in England erschienen - noch nicht wirklich Notiz genommen. Ich muss gestehen, dass ich mir nur mehr selten Patchwork Bücher kaufe und daher nicht immer auf dem neusten Stand bin. Aber mit der Zeit entgeht mir eigentlich kaum ein Buch - das liegt schon daran, dass mich Kunden nach bestimmten Büchern und darin enthaltenen Anleitungen fragen. Im besten Fall bringen sie ihre Bücher mit und ich kann mir dann kurz einen Überblick verschaffen, ob ich mir das Buch persönlich anschaffe oder eher nicht...

Bei diesem Buch ist es für mich weniger verwunderlich, dass es mir nicht in die Hände gefallen ist. Es handelt explizit von den Grundlagen meines Metiers und selbst wenn mir der Titel mal zu Ohren kam, habe ich es vielleicht nicht für nötig empfunden, mir ein solches Buch anzuschaffen - ziemlich arrogant klingt das, ich weiß...

Dass ich jetzt dennoch eine Lobeshymne schreiben werde, hat damit zu tun, dass ich - wenn ich schon gefragt werde, ob ich das Buch besprechen mag, wirklich alle über 200 Seiten gelesen habe und seither überzeugt bin, dass alleine mit diesem Buch die vielen "verschwendeten Seiten" in anderen Büchern über das Patchwork und Quilten überflüssig werden. Verschwendete Seiten?! - damit meine ich diese immer gleichen 10 oder mehr Seiten, die man in jeder- wirklich jeder Publikation über sich ergehen lassen muss und die sich ausschließlich mit dem Material, den Werkzeugen und den Grundlagen des Patchwork beschäftigen. Alle gleich, manche verdächtig gleicher.... und immer der selbe Inhalt!


Wie schön, das Erin Burk Harris jetzt ein für alle Mal ein Buch verfasst hat, wo diese Grundlagen zusammengefasst sind und in der gebührenden Ausführlichkeit behandelt werden!! Lob, Lob, Lob!!
Und dass keine Anleitungen für Projekte zu finden sind, finde ich auch gut. Der Titel ist Programm - nicht mehr und nicht weniger! Erin hat sich nicht verzettelt und versucht, es allen recht zu machen, sondern darauf konzentriert, die wichtigsten Gedanken und Ideen zusammenzufassen, die man sich macht, wenn man sich mit Patchwork und Quilten auseinandersetzen möchte.
Welche Stoffe und wieviel davon? Waschen oder nicht? Welche Farben und welche Muster und wofür? Techniken, Blockmuster und Traditionen und zum Schluss dann die Erklärungen, wie man was in welcher Reihenfolge und mit welcher Technik arbeitet, um ein fertigen Quilt hinzubekommen! 


Viel Theorie, die aber bei der Gestaltung, dem Stoffkauf und der Verarbeitung wirklich von Nutzen sind - gerade, wenn man noch nicht so vertraut mit all diesen Dingen ist.


Den Texten sind schöne Beispielbilder hinzugefügt - eher modern im Gegensatz zu vergleichbaren Werken, die sich häufig eher an traditionellen Werken entlang hangeln und mich daher kaum ansprechen.


Die Zeichnungen zu den Techniken sind wirklich gut und übersichtlich gestaltet und daher auch verständlich nachvollziehbar für diejenigen, die sich erst noch mit den Techniken bekannt machen müssen.

Aus den vorherigen Sätzen könnt ihr schon erahnen, für wen ich dieses Buch empfehlen würde: für Einsteiger und solche, die noch nicht den großen Durchblick haben. Langjährig infizierte werden sich das Buch Kopfnickend betrachten und denken: kenne ich schon! Und trotzdem ist es ein wirklich gutes Nachschlagewerk auch für Könner - denn schließlich gibt es immer noch einiges, was man nicht weiß oder was es aufzufrischen gilt (bei mir war es tatsächlich der Teil, wo verschiedene Stoffarten erklärt werden)!

Zwei Sachen, die mir nicht so gefallen haben: Zum einen die Interviews mit den Patchworkerinnen, die zwar interessant sind, aber irgendwie für mich im Gesamtkontext überflüssig erscheinen. Und zum anderen die unnötigen "Verdeutschung" der Patchwork Begriffe, wie z.B. "Halbquadrat-Dreiecke" oder "Langarmmaschine". Das Patchworken kommt nun mal aus dem englischsprachigen Raum und je eher man sich an die originalen Begriffe gewöhnt, desto besser findet man sich bei Anleitungen zurecht! Nicht falsch versehen: natürlich ist es wichtig zu verstehen, was Begriffe wie HST denn auf Deutsch bedeuten, aber bitte halt nur erklären und nicht wörtlich übersetzten....
Und weil ich gerade vom Übersetzten spreche, noch dieses: Im Teil, wo es um das Zubehör geht und die Nähmaschine beschrieben wird, heißt es: Wenn Sie ihre Projekte Maschinenquilten wollen, sollten Sie einen Obertransportfuß an ihrer Nähmaschine anbringen, mit dem sie freihandquilten können. Nein!, so geht das nicht..... und ich vermute, dass da jemand übersetzt hat, der mit Patchwork und Quilten nicht wirklich per Du ist!

Mein Fazit: Ein wirklich gelungenes, ausführliches und übersichtliches Buch über alle Fragen und Belange der Grundlagen des Patchwork und Quilten - sollte man seiner Büchersammlung unbedingt hinzufügen! Wenn jeder eins hätte, dann könnte man getrost die überflüssigen Seiten mit Grundlagen in Büchern mit Anleitungen weglassen!!!

Damit ihr euch noch andere Meinungen zu diesem Buch einholen könnt, schaut euch die Rezensionen der folgenden Blogger an:



01. Okt 15         Aylin-nylia
02. Okt 15         nadel-garn-tee
03. Okt 15         allie-and-me-design
04. Okt 15         das-mach-ich-nachts
05. Okt 15         sternwerfer
06. Okt 15         einfach bunt
07. Okt 15         reginasquiltblog
08. Okt 15         quiltsundmehr
09. Okt 15         nahtzugab
10. Okt 15         stoffbreite.de
11. Okt 15         sunset-sewing
12. Okt 15         hansundgrete
13. Okt 15         capricornquilts
14. Okt 15         nanasnw
15. Okt 15         quiltecke
16. Okt 15         quiltmanufaktur
17. Okt 15         machenundtun
18. Okt 15         ellisandhiggs
19. Okt 15         kingaisabellaquilts
20. Okt 15         quilt-virus
21. Okt 15         venividivicky
22. Okt 15         patchworkangela
23. Okt 15         durbanvilledesign
24. Okt 15         tagfuertag

Und anstatt das Buch dann gleich kaufen zu müssen habt ihr die Gelegenheit eines von 10 Exemplaren zu gewinnen! Der Haupt Verlag verlost diese und ihr müsst lediglich einen Kommentar auf dessen Seite hinterlassen - viel Glück!

12 Oktober 2015

SHIBORI - Färben auf Japanisch / Eine Buchbesprechnung

"Ohne Tradition ist die Kunst wie eine Herde Schafe ohne Hirt. Ohne Neuerung ist sie ein toter Körper." (Winston Churchill)

Was wäre das moderne Patchwork ohne die traditionellen Muster, Methoden oder Nähtechniken? Oder umgekehrt - was nutzt uns all das Wissen um diese Techniken, wenn wir sie heute nicht in moderner Weise und mit den Möglichkeiten unserer modernen Zeit umzusetzen wissen?

Wundert euch nicht, dass ich hier einen kleinen Ausflug ins Philosophische gemacht habe, denn genau das war es, was mich sofort gedanklich berührt hat, als ich die Vorworte zu ihrem neuen Buch

SHIBORI - Färben auf Japanisch von Johanna Rundel
 
las. Sie klingt fast ein wenig entschuldigend, was das Verwenden einer traditionellen Methode mit modernen Mittel betrifft. Dabei ist es genau der Punkt, den das Buch und Johannas Herangehensweise so außergewöhnlich macht!


Johanna ist eine Macherin! Ich glaube, man könnte ihr jegliches DIY-Umsetzung-Problem vorsetzten, sie würde eine eigene und extrem probate und moderne Lösung finden. Zu sehen ist das bei ihren bisherigen Büchern (1,2,3 ... fertig!: Das 15-Minuten-Bastelbuch für Kinder, Designobjekte aus Beton und Entzückend schmückend: 30 kreative Schmuckideen).
Vielleicht erinnert ihr euch auch an ihren tollen Beitrag zur Sommer Blog Party, als sie exemplarisch ihrem Mann eine Grillrolle genäht hat und uns mit dem dazugehörigen Tutorial beschenkt hat!


Als ich einer Freundin davon erzählte, dass ich über ein Buch eine Rezension schreiben werde, dass sich mit der Shibori-Technik beschäftigt, meinte sie, dass sie diese Nähtechnik schon immer mal lerne wollte... - nein Shibori ist keine Nähtechnik (das ist Sashiko!) - Shibori ist eine traditionelle japanische Färbetechnik. Stoffe werden gefaltet, gebunden, geknotet - und was auch sonst noch... - und dann in Indigo (einer Pflanzenfarbe) gefärbt. Davon und wie man das mit modernen Mittel umsetzt und gespickt mit vielen tollen Anleitungen handelt dieses Buch.


Johanna kommt ohne große Umschweife gleich zum Punkt: Was braucht man? und wie wird´s gemacht? Sie färbt in ihrem Buch mit modernen farbechten Textilfarben neben Baumwollstoffen auch Papier und sogar Tapete! Die Grundtechnik wird mit Text und Bildern so gut erklärt, dass selbst jemand wie ich, der noch nie was gefärbt hat (außer unbeabsichtigt Stoffe in der Waschmaschine ....) sofort im Thema "drin" ist.

Weiß man erst mal, wie´s theoretisch funktioniert, kann sich im nächsten Kapitel dann mit den verschiedenen Techniken und den damit verbundenen Ergebnissen des Färbens auseinander setzten. und dann folgen ganz wunderbare Beispiel und Anleitungen!
Ich mag die Bilder zu den jeweiligen Anleitungen - sie animieren total zum spontanen Nachmachen und durch die kleinen zum Text begleitenden Bilder wird nochmal verdeutlicht, wie denn da gefaltet, gelegt oder was auch immer gemacht werden soll, um später selber ein so tolles Ergebnis zu bekommen.



Dabei erfährt man nicht nur was über die Färbetechnik, sondern kann noch tolle Falttechniken (Lampenschirm) mitnehmen oder bekommt das Einnähen einer Reißverschlusses (Kissen) erklärt. 19 Beispiele hat sich Johanna einfallen lassen, da findet sich für jeden ein Projekt, dass er nach Shibori-Technisch umsetzten kann! 

Ich jedenfalls bin begeistert und habe mir bereits eine neue Pinwand bei Pinterest eingerichtet, in der ich mir jetzt noch ganz viele Ideen sammle, wie ich aus meinen bald selbstgefärbten Stoffen in dieser Technik einen Quilt machen kann!



Wer sich das genauer anschauen möchte und nächsten Samstag in Frankfurt ist, der kann am kommenden Samstag in der Designgalerie Qverfield (Wittelsbacherallee 119, 60385 Frankfurt) ab 16 Uhr an der Buchpräsentation mit offenen Workshops teilnehmen. Johanna wird persönlich ihr neues Buch vorstellen und ihr werdet die Möglichkeit haben, direkt die neue Technik auszuprobieren! 

Und wer sich ein bisschen in die Historie und die Tradition des Shibori vertiefen will, dem empfehle ich folgende Bachelorarbeit von Isabella Ahrens zu dem Thema.