15 Mai 2015

Keep it simple.....

Am vergangenen Wochenende war ich in Steckborn im Bernina Creative Center, um einen Kurs über Log Cabin zu halten.


Diese tolle Möglichkeit habe ich Jutta Hellbach zu verdanken, die im Creative Center von Bernina schon diverse Kurse gehalten hat. Als sie durch Zufall erfuhr, das die Kursleiterin für den geplanten Log Cabin Kurs ausfiel, schlug sie mich als Ersatz vor :-) Frau Gross, die Leiterin vom Creative Center rief mich darauf hin an und fragte mich, ob ich in der Kürze einen solchen Kurs vorbereiten könne. Im Kurs sollte an zwei Tagen ein Quilt mit allem Drum-und-Dran fertig werden und es sollte die Möglichkeit geben, auch einen Tischläufer zu arbeiten.... Wie g.... ist bitte das denn - ich zu Bernina in die Schweiz!?!

Ihr kennt mittlerweile meine spezielle Vorliebe für Jelly Rolls?!? Die kamen mir gleich in den Sinn, als ich mir ein schnelles Konzept für dieses Wochenende ausgedacht habe. Keep it simple! Da ich nicht wusste, welche Nähkenntnisse die Teilnehmer haben würden, musste ich mir was überlegen, was sowohl die Technik als auch die zeitliche Durchführbarkeit für alle Näherfahrungen hergibt. Mit Jelly Rolls hat man zumindest schon mal für die Blöcke kaum vorzuschneiden.... Also habe ich mal ausgerechnet, was so eine Rolle an Blöcken hergeben würde und dann überlegt, wie man ein "zügiges" Sashing hinzufügt, damit der Quilt eine machbare Größe bekommt - Machbar ist hier immer mit dem Zeitrahmen zu verstehen....


Damit Frau Gross ein Bild zur Hand hat, dass sie den Kursteilnehmern im Vorfeld zukommen lassen konnte, habe ich diesen Quilt aus einer türkisen Jelly Roll genäht. Er ist ca. 111 cm x 147 cm groß. Da ich keine Lust zum Maschinen-Quilten hatte, habe ich hier mit einem dünnen Perlgarn im knappen Abstand um die Blöcke herum- und am Binding entlang gequiltet.


Blöd nur, das Bernina immer ein bebildertes Dossier an seine Kursteilnehmer austeilt, damit diese anschließend was zur Hand haben, wenn Sie das gelernte zu Hause selber noch mal nacharbeiten wollen... Ich hatte nur Bilder vom fertigen Quilt gemacht :-(

Also habe ich den Quilt noch mal komplett neu gemacht - damit es nicht langweilig wird, dann in Rot! 


Gleicher Quilt - ganz andere Wirkung, oder?! Vielleicht erinnert ihr euch an meinen letzten Post über das Binding? Das hier ist dann der Quilt dazu :-) Das Creative Center hat aus den 10000 Bildern, die ich während des Entstehens gemacht habe, ein wirklich beeindruckendes Dossier gemacht!

Am Samstag ganz früh bin ich dann von Frankfurt nach Steckborn gefahren. Was mich dort erwartet hat, war das reine Schlaraffenland! Ein super ausgestatteter, großzügiger, Tag-heller Kursraum mit allem an Maschinen und sonstigem Equipment, was man sich nur wünschen kann und einer - die Schweizer sagen - heimeligen Atmosphäre... Ein Traum! Frau Gross und ihr Team hatten alles perfekt vorbereitet und wir konnten sofort loslegen. 

Um den Kursteilnehmerin vorzuführen, wie die Streifen aufzuteilen- und dann zu nähen sind, habe ich einen weitere Jelly Roll mitgenommen. 


Ich habe praktisch jeden Schritt immer vorgeführt, bis klar war, wie man die Blöcke arbeiten soll und dann haben die Teilnehmer - unterbrochen von einem fürstlichen Mittagsbuffet - bis zum späten Nachmittag das gesamte Quilttop fertig bekommen.

Danach ging´s für mich ins Hotel direkt am Bodensee auf der anderen Straßenseite. Das Wetter war eine Granate und ich hatte vor, mich nur ganz kurz hinzulegen, um dann auf der Restauranttrasse einen Sundowner zu genießen! Leider aber bin ich prompt eingeschlafen....

Am nächsten Tag haben wir dann, wie bei dem obigen roten Quilt durch den Nahtschatten mit der Maschine gequiltet und ich habe dann noch demonstriert, wie das Binding zu arbeiten ist, dann war der Kurs auch schon vorbei! Die Zeit ist echt gerast.... Ist das aber nicht immer so, wenn man vollkommen versunken an etwas arbeitet?!

Am Montag dann habe ich meinen Demo-Quilt fertig gemacht. Wie ihr am ersten Bild sehen könnt, besteht er nur aus 9 Blöcken. Die restlichen Streifen habe ich für einen Mittelstreifen für die Rückseite verwendet und das Binding damit etwas aufgehübscht! 


Jetzt ziert er schon das Schaufenster und passt wunderbar zu den Vögeln am Baum :-)

04 Mai 2015

Binding Tutorial - Anleitung zum Einfassen eines Quilts

Ich werde im Geschäft so häufig gefragt, wie man das Binding für eine Quilt macht - also den Quilt einfasst - Da liegt es doch nah, dass ich endlich mal eine Anleitung machen, oder?!

Für das Binding gibt es diverse Möglichkeiten der Verarbeitung. Ich erkläre im Folgenden, wie man ein Binding mit doppelt gelegtem Einfassstreifen arbeitet.


Je nach fertiger Breite der Einfassung (so wie man die Breite auf der Seite des Quilttops sieht) muss man die 6-fache Menge an fertiger Breite + ca. 0,5 cm rechnen.
Soll also mein gewünschtes fertiges Binding 1cm breit sein, dann benötige ich eine Streifenbreite von 6,5 cm.
Um zu berechnen, wie viele Streifen a` 6,5 cm ich benötige, messe ich den Quilt längs und quer aus, nehme beide Strecken mal zwei und bekomme eine Summe X.
Ich habe z.B. bei diesem Quilt eine Länge von 147 cm und eine Breite von 111 cm - also rechne ich 2 x 147 cm + 2 x 111 cm = 516 cm.
Bei einer Stoffbreite von 110 cm würde ich also 5 Streifen benötigen, die zu einem "Endlosstreifen" aneinander genäht werden müssen. Aber Achtung! Beim Zusammennähen der Streifen muss man diese im 45° Winkel scheiden und sie dann zusammennähen, weil dadurch vermieden wird, dass die Nähte an der Nahtstelle zu dick werden. Dabei verliert man aber pro Streifen so um die 6 cm an Länge. Bei insgesamt 5 aneinander zu nähende Streife bedeutet das 30 cm weniger Streifenlänge.
Also lieber auf der sicheren Seite bleiben und eher noch einen weiteren Streifen einplanen!

Los geht´s:

1. Schritt:
Ausrechnen, wie viele Streifen man benötigt, diese zuschneiden und die beiden Enden der Streifen im 45° Winkel abschneiden.



2. Schritt:
Die Streifen aneinander nähen, dabei ist es unerheblich mit welcher Nahtzugabe dies geschieht, nur müssen die Streifen gerade aneinander genäht werden.
(Eva / Stoffleidenschaft hat im Kommentar folgenden hilfreichen Tipp hinterlassen: " Aus eigener schmerzlicher Erfahrung würde ich bei Schritt 2 erwähnen, dass darauf zu achten ist, dass die Streifen beim Zusammennähen nicht verdreht sind, sonst liegen die Nahtzugaben mal auf der einen, mal auf der anderen Seite. Die Gefahr besteht vor allem bei einfarbigen Bindings - bei Drucken kann man sich ja an der linken bzw. rechten Stoffseite orientieren.")



3. Schritt:
Der lange Streifen, der so einstanden ist, wird nun zur Hälfte um gebügelt. Dabei sieht man dann auch, dass die Teilungsnaht quer- und nicht übereinander verläuft :-) Das trägt dazu bei, das später an dieser Stelle nicht so ein Knubbel (-weil viele Nähte übereinander) entsteht.



4. Schritt:
Das linke Ende des Einfassstreifens wird ca. 1 cm um gebügelt.



5. Schritt:
Der Einfassstreifen wird an einer der beiden Längsseiten des Quilts mit quer gesteckten Nadeln befestigt. Dabei den Streifen ganz leicht spannen, sonst entstehen nachher bei Festnähen Falten.



6. Schritt:
Den Streifen bis zur nächsten Kante feststecken und dabei die letzte Nadel 1 cm vor der Kante positionieren. Wenn man eine andere Breite von Binding wählt, dann die Nadel um den Wert der Breite von der folgenden Kante entfernt einstechen.



7. Schritt:
Entlang der Schnittkante 1 cm breit mit einer Stichlänge von 3 - 3,5 cm entlangnähen. Ich verwende sehr gerne ein Kantenlineal, um den Abstand immer exakt gleich zu behalten.



8. Schritt:
Bis zur letzten gesteckten Nadel nähen (1 cm vor der Kante) und verriegeln. den Streifen im 45° Winkel umlegen.



9. Schritt:
Den Streifen umklappen und entlang der nun zu nähenden Kante feststecken. Der Umbug an der oberen Kante muss der Linie der oberen Schnittkante entsprechen. Mit der Naht an der oberen Kante beginnen und verriegeln nicht vergessen :-)



10. Schritt:
Alle Seiten so nähen, wie in den vorherigen Schritten beschrieben, bis man zu der Längsseite kommt, an der man angefangen hat. Das Ende des zu nähenden Streifens soll nun in die "Tasche" des Anfangs eingefügt werden. Diesen dazu im 45° Winkel wie im Bild gezeigt abschneiden.



11. Schritt:
Den Streifen in die Tasche stecken und über die Anfangsnaht hinaus festnähen (hier ist der Streifen etwas zu kurz geraten - normal sollte er zumindest bis knapp vor den Umbug des Anfangsstreifens reichen...)
(Leo / Strandkorbtraum hat einen interessanten Tipp im Kommentar hinterlassen, wonach sie diesen Schritt und den folgenden anders arbeitet: Sie schneidet das Ende des Streifens (+Nahzugabe) so ab, dass Sie ihn anschließend mit dem Anfang zusammennäht und dann im Prinzip auch nur eine weitere Teilungsnaht an dieser Stelle hat!)



12. Schritt:
Den Tunnel mit der Hand zunähen., damit der reingesteckte Endstreifen nicht mehr rausgehen kann.



13. Schritt:
Den Einfassstreifen von der Quilt-Oberseite aus nach außen Bügeln. Dann wird er um die Quilt-Kante umgelegt und auf der Rückseite mit Nadeln oder anderen Hilfsmitteln fixiert. Die Ecken werden dabei auch so gelegt, dass sich ein 45° Winkel ergibt.



14. Schritt:
Mit der Hand die Streifenkante auf der Rückseite des Quilts entlang befestigen. Möglichst kleine Stichabstände verwenden, dann ist es auch strapazierfähig!
(Man kann hier auch so verfahren, dass man die Nadeln von der Quilttop-Seite aus steckt, von der Vorderseite aus durch den Nahtschatten hindurch steppt und so das Binding hinten durch die Naht mitfasst)


Fertig :-) Ich hoffe, das die Schritte so erklärt sind, dass jeder der diese Anleitung liest und verwendet, damit klar kommt?! Wenn nicht, dann freue ich mich über Korrektur oder Tipps :-)