21 März 2016

NÄHEN Einfach, Achtsam, Kreativ - Mein Buch

Da ist es, mein erstes eigenes Buch!


Vor einem Jahr fragte mich Claudia Toelle vom Verlag Trinity Kreativ, ob ich Zeit und Lust hätte, ein Buch mit schönen Nähideen zu machen. Natürlich - und wie!

Bei unserem ersten Treffen im Münchner Verlag erklärte mir Claudia die Grundidee, die der Verlag mit seiner Serie Einfach, Achtsam, Kreativ - Handarbeiten für die Seele verfolgt:
"Selbermachen ist wieder voll im Trend, aber vielen Frauen reicht es nicht mehr, einfach nur etwas nach Anleitung nachzuarbeiten. Heute ist echte Inspiration gefragt, eigene Projekte mit dem gewissen Etwas, denn moderne Handarbeit kann so viel mehr sein: für viele bedeutet die Arbeit mit den Händen nämlich auch Flow, Achtsamkeit und Kreativität. Eben Handarbeiten für die Seele!
Die Bücher zeichnen sich durch stimmungsvolle Texte und Fotografien aus, die sehr inspirierend wirken. Die leicht verständlichen Anleitungen, Tipps und Tricks machen den Einstieg in die Kreativität ganz einfach."

Da das Buch im Frühjahr herauskommen würde, einigten wir uns auf die schönen, frischen Farben Türkis und Coral - macht mal die Augen zu und denkt ans Caribische Meer und an Corallenriffe.... Dank meiner Stoffauswahl im Geschäft in Frankfurt war das natürlich die reinste Wonne!
Mein Job bis Weihnachten vergangenen Jahres war es, ca. 16 Ideen zu realisieren und passende Anleitungen mit Tipps und Tricks zu schreiben. Es ging dabei nicht unbedingt darum, das Rad neu zu erfinden, aber schöne schlichte Projekte zu gestalten, die auch für Nähanfänger realisierbar wären. Claudia griff mir dankenswerter Weise immer wieder unter die Arme - manchmal sah ich nämlich den Wald vor lauter Bäumen nicht. Ideen zu gestalten und passende Anleitungen zu schreiben, die kurz und bündig- aber dennoch nachvollziehbar sind, ist so eine Sache....

Als die Produkte dann Anfang des Jahres über ein langes Wochenende fotografiert wurden und ich anschließend die Bilder zu sehen bekam, war ich überwältigt! Ich mag meine Sachen, die ich nähe eigentlich sowieso, aber wenn sie - so wie in diesem Buch - ins rechte Licht gerückt werden, dann ist das noch mal ein echtes Highlight! 

Der Lektorin gelang es, mein Fachchinesisch in gut verständliches Deutsch zu übersetzten - ich war sehr erstaunt, wie einfach man Dinge beschreiben kann, ohne komplizierte Sachverhalte außer Acht zu lassen. Ich würde mir wünschen, so jemanden immer wie einen Knopf im Ohr zu haben, dann würden mich auch meine Teilnehmer in manchen Kursen wohlmöglich nicht immer anschauen, als ob ich Bahnhof spreche....

12 trendige Projekte haben es jetzt in dieses Format geschafft. Sie sind Schritt für Schritt erklärt und zum Teil durch Illustrationen ergänzt, sodass sich auch Nähanfänger zurechtfinden werden! Fantastisch ergänzt sind die Projekte durch sehr schönen Texte von Ulla Rahn-Huber. Sie beschreiben wunderbar, was man erleben kann, wenn man sich im Flow befindet - sich der Sache, an der man arbeitet, voll hingeben kann!

Es steckt eine Menge Arbeit in den 64 Seiten drin - ein kleiner Teil davon von mir, wobei ich mit meinem kreativen Input bestimmt den schönsten Part an dem Projekt hatte. Erst jetzt kann ich wirklich ermessen, welch Arbeit in einem solchen Buch steckt und verneige mich vor der unermesslichen Arbeit und dem Herzblut, die die Mitarbeiter des Verlags in dieses Projekt gesteckt haben!

Ich hoffe sehr, vielen mit dem Buch und den darin befindlichen Ideen eine Freude machen zu können und neue Nähenthusiasten zu gewinnen :-))

Hier die Daten zum Buch:

Nähen Einfach, Achtsam, Kreativ
Andrea Kollath
Ulla Rahn-Huber
64 Seiten, Klappenbroschur
16,5 x 21 cm
ISBN 978-3-95550-169-3

Wer mein Buch von euch bei mir bestellen mag, der kann das per Mail an post@quiltmanufaktur.de machen. Das Buch kostet 12,99 € + 2 € Versand.

Wenn ihr Lust habt und mir einen Kommentar zu diesem Post schreibt, dann habt ihr die Chance eins von drei zu verlosenden Exemplaren zu gewinnen! Am Freitag, dem 1. April (kein Scherz!) werde ich das Los entscheiden lassen und die Gewinner bekannt geben!

Die Gewinner sind gezogen:
1. Olga von hansundgrete Kreativblog
2. Andrea Lorenz
3. Angela Hipp
Herzlichen Glückwunsch!  :-)))

15 März 2016

2 Jahr Quiltmanufaktur in Frankfurt am Main - DANKE!

Heute vor zwei Jahren habe ich mein Geschäft in Frankfurt eröffnet!

Bild zur Eröffnung am 15. März 2014

Bis dahin war es ein langer Weg und seither rast die Zeit. Das klingt, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, wie eine Floskel...
Heute bin ich erst mal dankbar, dass ich das alles erleben dürfte und weiterhin darf! Wie viele haben einen Traum und scheitern dann bei der Durchführung... Meinen Traum habe ich mir erfüllen können, weil ich viele Helfer, Unterstützter und tolle Kunden habe, die mit mir meinen Weg gehen!

Bilder von der Eröffnungsfeier am 15. März 2015

Und jetzt sind schon zwei Jahre rum!!! Ich kann es kaum fassen....

Im Geschäft hat sich bisher kaum was verändert, außer das seither schon viele Stoffe den Besitzer gewechselt haben und ich ganz viele wunderbare Menschen habe kennenlernen dürfen! Und das ist es, was mir neben dem Geschäft an sich so viel Freude bereitet - mich mit Menschen austauschen können, die den gleichen Faible für Stoffe haben, wie ich selbst.

DANKE AN EUCH ALLE FÜR DIE BISHERIGEN TOLLEN ZWEI JAHRE!



12 März 2016

Patchwork - Wie geht das? Kleine Einführung für Anfänger / Teil 3


Teil 3. Quiltsandwich, Quilten und Binding

Hier findet ihr die beiden ersten Kapitel:
1. Was ist Patchwork und was braucht man dazu?
2. Patchwork: Zuschneiden und Nähen

Heute kommt das Finale - ich zeige und erkläre euch, was ein Quiltsandwich ist (nichts zum Essen..), wie ihr das dann quiltet und zum Schluss das Binding anbringt.


Quiltsandwich
Im ersten Teil habe ich euch bereits beschrieben, was man für einen Quilt braucht: Quilttop, Volumenvlies und Rückseitenstoff. Beide letzter genannten sollten insgesamt um die 5-10 cm größer sein, als das fertige Quilttop. Das Quilttop, das ich hier als Beispiel gemacht habe, ist ca. 75 x 95 cm groß. Dementsprechend müssen das Vlies und der Rückseitenstoff ca. 80 x 100 cm (oder etwas mehr) groß sein.

Quilttop, Rückseitenstoff und Volumenvlies (H 281 von Freudenberg)

Jetzt müsst ihr diese drei Lagen zusammen bringen indem das Volumenvlies zwischen Quilttop und Rückseite positioniert wird. Damit die verschiedenen Lagen beim anschließenden Quilten nicht verrutschen, muss man sie fixieren. Dazu gibt es drei Möglichkeiten:
  1. Mit einem Reihgarn heften - erst mittig horizontal und dann vertikal. Anschließend noch durch die Diagonalen mit einem Heftstich durchnähen. Das Reihgarn lässt sich nach dem Quilten problemlos entfernen.
  2. Mit Quilt-Sicherheitsnadeln in Abständen von ca. 10 cm die drei lagen miteinander fixieren. Ein anschauliches Tutorial gibt es dazu auf dem Blog von Fadengerade.
  3. Mit Textilsprühkleber die drei Lagen fixieren. Dabei bringt man den Kleber mit einer Sprühflasche auf, kann die miteinander zu verklebenden Lagen aber mehrmals neu positionieren, falls Falten entstehen oder man die Position korrigieren muss. Der Kleber verbindet nur, macht den Stoff aber nicht starr und bei der ersten Wäsche geht er wieder raus.
Ich bevorzuge den Textilsprühkleber, denn er ist am schnellsten aufzubringen (Heften ist viel zu mühsam...) und behindert nicht beim späteren Quilten, wie das die Sicherheitsnadeln tun.
Achtung: der Sprühkleber vernebelt, d.h. alles rings herum wird sozusagen mit verklebt, solange es nicht z.B. durch Zeitungspapier abgedeckt ist!

Dazu breite ich mein Vlies aus und lege den Rückseitenstoff darauf aus. Anschließend klappe ich eine Seite des Stoffes weg und besprühe dann das Vlies. Nun den wegeklappten Stoffteil wieder auf das Vlies ausbreiten und dabei glatt streichen. Mit der anderen Stoffhälfte genauso verfahren.

Im nächsten Schritt dreht man die beiden miteinander verklebten Lagen um und verfährt mit dem Quilttop genauso.

Wichtig ist, das ihr bei diesem Vorgang (egal, ob ihr nun heftet, mit Nadel steckt oder den Sprühkleber verwendet) genau darauf achtet, das sowohl auf Rückseitenstoff - sowie auf dem Quilttop keine Falten mehr vorhanden sind.
Wie ihr auf dem folgenden Bild gut erkennen könnt, ist das Vlies samt Rückseitenstoff ringsum breiter geschnitten, als das Quilttop.

Quiltmanufaktur - Quiltsandwich

Quilten
Das Quilten ist das durch Steppen (per Hand oder Maschine) verbinden der Stoff- und Vlieslagen miteinander. Das Quilten verhindert, das sich die verschiedenen Lagen gegeneinander verschieben.

Rein theoretisch reicht es aus, wenn ihr in Abständen von max. 30 cm punktuell durch die Lagen hindurchnäht - das wäre die einfachste Methode. Sie klingt simpel und unspektakulär, kann aber auch ihren Reiz haben. Dazu nehmt ihr am besten ein Perlgarn und eine Sticknadel mit größeren Nadelöhr, zieht den Faden doppelt durch und stecht an einer Stelle mehrmals durch die Lagen hindurch. Dann schneidet ihr das Garn großzügig ab und verknotet die Enden auf der Quilt-Oberseite. die Fadenenden dann auf 1 cm vor dem Knoten zurück schneiden. Da sieht dann recht urig aus! Natürlich kann man auch die Enden im Sandwich vernähen.

Quiltmanufaktur - Quilt mit Perlgarn verknoten

Es gibt viel Quilt-Schablonen auf dem Markt, mit denen man die tollsten Motive auf den Quilt übertragen kann, um dann diese Muster per Hand oder mit der Maschine zu steppen. Zum Übertragen verwendet man Stoff-Markierstifte (die beim Waschen wieder raus gehen) oder Trickmaker. Das sind Filzstifte für Textilien, die entweder nach einer bestimmten Zeit von selber verschwinden oder sich durch Einwirkung von Hitze (beim Bügeln) verflüchtigen.

Wenn man diese aufwendigen Muster mag, sich aber nicht zutraut, so was mit seiner eigenen Maschine zu bewältigen, dann kann man sein Quilttop auch zu einem sog. Longarm-Service schicken. Manche Quilterinnen haben ihr Business darauf spezialisiert, Quilts auf einer Longarm-Quiltmaschine nach dem Wunsch der Kunden zu quilten. Größe und Aufwand bestimmen dabei meist den Preis, den man für die Arbeit bezahlen muss.

Ich möchte euch eine einfache Methode zeigen, die eigentlich für jeden Quilt passt (wenn man sich nicht mehr zutraut...). Im Englischen nennt man sie Stich in the ditch - auf gut Deutsch: Steppen durch den Nahtverlauf (klingt halt nicht so gut...)

Quiltmanufaktur - Stich in the ditch

Bei dieser Methode stellt ihr eure Stichlänge auf ca. 4 mm und die Stiche führen durch die Teilungsnaht-Linien eures Quilttops. Das ist am Anfang etwas schwierig, weil die Stiche dann auch gerne mal links oder rechts neben der Teilungsnaht landen. Aber grämt euch nicht! - keiner außer euch wird das später sehen... Mit der Übung kommt dann auch das genaue Treffen der Linie. So könnt ihr ganz einfach jeden Quilt quilten ohne euch groß Gedanken machen zu müssen.

Natürlich wird das dann etwas schwierig, wenn ihr Linien dann weiter in der Mitte vom Quilt steppen müsst. Wohin mit dem vielen Stoff unter dem kleinen Durchlass der Maschine? Dazu rollt ihr den Bereich des Sandwichs auf, den ihr bereits gequiltet habt. Und wenn das dann auch zu viel Material wird, fangt ihr einfach von der anderen Seite des Quilts an, zu quilten.

Quiltmanufaktur - Quiltsandwich aufgerollt unter dem Durchlass der Maschine

Wenn ihr alle horizontalen und vertikalen Linien durchgesteppt habt, könnt ihr euren Quilt begradigen. Durch das Quilten wird der Quilt meist vom Maß her etwas kleiner, als zuvor. Je nachdem, wie aufwendig man gequiltet hat, kann das dazu führen, dass sich das Quiltop an manchen Stellen mehr oder weniger verringert. Um das auszugleichen, hat man vorher ja das Vlies und den Rückseitenstoff rundum größer geschnitten!
Legt euren fertig gequilteten Quilt auf eure Schneidematte und schneidet Vlies + Rückseitenstoff entlang der Linie eures Quilttops zurück - dabei kann man kleine Überstände vom Quilttop wegschneiden oder manchmal fehlen auch einige Millimeter. Wenn es sich dabei nur um minimale Verschiebungen handelt ist das nicht so schlimm. Bei größeren Ungleichheiten müsst ihr euch sehr gut überlegen, wo ihr abschneidet, damit das Muster nachher nicht durchbrochen ist (wenn ihr einen Patchwork Block mit Muster genäht habt) oder euch nicht genug Quilttop-Rand vorhanden ist, um vom anschließenden Binding gefasst werden zu können.

Quiltmanufaktur - Quiltsandwich begradigen

Auf jeden Fall sollten alle Seiten gerade zurück geschnitten sein und die Ecken im rechten Winkel zueinander stehen.

Quiltmanufaktur - begradigtes Quiltsandwich

Binding
Dadurch, dass die Schnittkanten von eurem Sandwich noch offen sind, könnten diese ohne das Binding ausfransen - und blöd sieht es ohne dieses auch aus...
Binding ist der englische Ausdruck (wird bainding ausgesprochen!) Einfassen. Mit Hilfe eines Stoffstreifens wird die gesamte Umrandung des Quiltsandwich damit eingefasst.

Die fertige Breite des Bindings ist Geschmacksache - oder hängt davon ab, welches Tutorial ihr dafür zu Rate zieht. Ein Tutorial dazu habe ich bereits auf meinem Blog geschrieben. Bei diesem Tutorial habe ich eine fertige Breite von 1 cm beschrieben. Das Binding, dass ich hier für diesen Quilt anfertige, orientiert sich an dem Maß von 1/4" Inch, so wie es häufig die amerikanischen Quilter verwenden. Der Vorteil ist, dass es das gleiche Maß ist, wie beim Abnähen der Nahtzugaben zuvor. Wenn ihr euch also mittlerweile an dieses Maß gewöhnt habt, ist der Rest jetzt ein Katzenspiel...

Um den Quilt rundum einfassen zu können, müsst ihr ihn zunächst vermessen: Länge x 2 und Breite x 2. Die Summe ergibt die Länge, die euer Binding-Streifen insgesamt haben muss. Um etwas Spiel zu haben, rechnet ca. 20 cm zu dieser Summe hinzu.
Bei meinem Beispiel-Quilt beträgt die Länge 95 cm und die Breite 75 cm. Demnach brauche ich eine Gesamtlänge von 360 cm (95 cm + 95 cm + 75 cm + 75 cm + 20 cm = 360 cm).
Die Patchwork Stoffe liegen normaler Weise bei einer Stoffbreite von 110 cm. Das heißt also, ich muss 4 Streifen schneiden.
Die Streifenbreite hängt davon ab, wie breit euer Binding fertig sein soll. Im Folgenden Erkläre ich euch, warum ich für meinen Quilt eine Streifenbreite von 2,5" Inch geschnitten habe.

Die Bilder von links nach rechts begleiten euch bei der Vorbereitung für euren Bindingstreifen. Zunächst schneidet ihr 4 Streifen a` 2,5" Inch zu. Dann entfernt an beiden Enden jedes Streifens die Webkanten.
Legt in der Folge je den Anfang eines Streifens im 90° Winkel auf das Ende des vorherigen Streifens und zeichnet euch (wie auf dem zweiten Bild zu sehen) eine Linie durch die Ecken.
Diese Linie näht ihr anschließend ab.
Zum Schluss wird der überschüssige Stoff rechts von der Naht auf eine Breite von 1/4" Inch zurück geschnitten.

Quiltmanufaktur - Vorbereitung für den Bindingstreifen
Wenn ihr alles Streifen aneinander genäht habt, bügelt die Nahtzugaben auseinander. Vielleicht fragt ihr euch, warum die Naht schräg sein muss?! Weil sie sich beim folgenden Annähen an den Quilt nicht nur an einer Stelle befindet. Wäre das so, dann hätte an eine dicke Wulst an dieser Stelle!

Jetzt wird der Streifen in der Mitte links auf links gefaltet und gebügelt.
An einer der beiden Längsseiten ungefähr in deren Mitte wird der Streifen mit seiner doppelt gelegten Schnittkante an die Kante des Quilts gesteckt. Lasst dabei ein kleines Stück am Anfang des Streifens offen. Zieht den Binding-Streifen dabei etwas, damit ihr nachher beim Nähen keine Falten einnäht.  
Dann geht es mit dem Annähen los. Euer Patchworkfuß mit seiner Kante von 1/4" Inch Breite ist dabei wieder euer Anhaltspunkt. Die Stichlänge beträgt zwischen 3,5 mm.

Quiltmanufaktur - Bindingstreifen vorbereiten und losnähen
Ihr näht die erste Naht bis 1/4" Inch vor die Ecke des Quilts und verriegelt dann eure Naht (einige Stiche wieder zurück nähen).
Jetzt legt ihr den Bindingstreifen im 90° Winkel nach rechts weg.
Den Bindingstreifen anschließend nach links über die nächste zu nähende Seite legen. Der Umbruch befindet sich nun parallel zur vorher genähten Seite.
Die folgende Naht wird ganz am Anfang der Kante begonnen und bis zur nächsten Ecke genäht. Dort wiederholt sich diese Folge erneut.

Quiltmanufaktur - Ecke des Bindings nähen
Steckt auf der auf der Längsseite, auf der ihr das Binding begonnen habt, den Streifen soweit fest, bis ihr so ca. 20 cm vor den Anfang des Streifens. Der Anfang ist gerade abgeschnitten.
Legt das Ende eures Bindingstreifens über den Anfang. Das Ende des Streifens überlappt um die Länge, wie breit ihr euren Bindingstreifen geschnitten habt = 2,5" Inch. Den Rest des Streifens schneidet ihr gerade ab.
Die beiden Enden werden rechts auf rechts im 90° Winkel übereinander gesteckt und der Winkel genauso durchgenäht, wie am Anfang der Beschreibung die Streifen zusammen genäht wurden. Den überschüssigen Stoff schneidet ihr auch hier wieder bis auf 1/4" Inch zurück und bügelt die Nahtzugabe auseinander.
Der Bindingstreifen wird jetzt fertig angenäht.

Quiltmanufaktur - Binding Ende arbeiten
Den Beginn der letzten Schritte macht das Umschlagen des Bindings auf die Quiltrückseite. Der Bindingstreifen ist breit genug, das er einmal um die Quiltkante umgelegt über die Nahtlinie auf der Rückseite hinweg reicht. Steckt das Binding mit quer gesteckten Nadeln fest.
An der Ecke angekommen legt man den Streifen wie im zweiten Bild ersichtlich in einen 45° Winkel.
Dann wird die nächste Seite festegesteckt, wobei sich an der Ecke die Kante wie im dritten Bild zu sehen ergibt.
Zum Schluss näht ihr das Binding auf der Rückseite per Hand an.

Quiltmanufaktur - Finish des Bindings
Wenn ihr all diese Schritte befolgt habt, dann seit ihr fertig mit eurem ersten Quilt! Glückwunsch :-)
Ich hoffe, ich konnte euch mit dieser kleinen Serie ermutigen, das Patchwork auszuprobieren und es als ein neues Hobby (Sucht!!!) zu entdecken?!
Natürlich würde ich mich sehr freuen, wenn ihr mir Feedback geben würdet, wie ihr meine kleine Serie gefunden habt und ob ihr mit meinen Erklärungen zurecht gekommen seit. auch wenn ihr was anders machen würdet oder was nicht nachvollziehen könnt, wäre es toll, wenn ich darüber von euch hören würde!
Ansonsten wünsche ich euch ganz viel Spaß bei Patchwork - möge die Nadel mit euch sein!

Quiltmanufaktur - Fertiger Quilt


10 März 2016

Patchwork - Wie geht das? Eine kleine Einführung für Anfänger / Teil 2


Teil 2. Patchwork: Zuschneiden und Nähen

Gestern habe ich euch im ersten Teil geschildert, was Patchwork ist und was ihr dazu braucht.
Heute geht es ans Eingemachte: Zuschneiden und Nähen! Vorher aber möchte ich noch etwas zu den Stoffen sagen, die ihr wohlmöglich schon gekauft habt und was vor dem Zuschneiden zu überlegen ist.

Stoffe, Precuts und Vorwaschen oder nicht...
Wenn ihr Stoffe kauft, dann entweder vom Stoffballen - also Meterware oder als sog. Precuts. Das sind vorgeschnitten Stoffstücke in bestimmten Größen. Folgende Begriffe werden euch dabei am häufigsten begegnen:

Fat Quarter     ein Stoffstück 18" x 22" Inch (ca. 45 x 55 cm)
Charm Pack    eine Stoffpackung aus 42 Stoffstücken 5" x 5" Inch (ca. 12,5 x 12,5 cm)
Layer Cake     eine Stoffpackung aus 42 Stoffstücken 10" x 10" Inch (ca. 25,5 x 25,5 cm)
Jelly Roll         eine Rolle mit 40 Stoffstreifen 2,5" x 44" Inch (ca. 6,5 x 110 cm)

Jelly Rolls in der Quiltmanufaktur (je 20 Streifen 2,5" x 44" Inch)

Die Frage, die mir am häufigsten beim Stoffkauf gestellt wir, ist ob man die Stoffe vor dem Zuschneiden und Nähen waschen sollte? und wenn ja, wie?

Precuts sollte man nie vorwaschen, sondern immer erst den fertigen Quilt aus dieser Ware als Ganzes in der Maschine waschen! Zum einen, weil die Stoffe eingehen und zum anderen, weil sie beim Waschen ausfransen.

Meterware (also Stoffe, die vom Ballen abgeschnitten werden) kann man Vorwaschen - ich mache das immer. Baumwollstoffe, bzw. Patchworkstoffe in guter Qualität laufen beim Waschen in der Waschmaschine so um die 3% ein. Das muss man beim Kauf der Ware immer mit einkalkulieren! Zudem fransen die Stoffe, die in der Waschmaschine gewaschen werden, an den Schnittkanten aus. Auch das reduziert die Menge an Stoff, die man zum Zuschneiden dann noch verwenden kann. Kauft also nie zu knapp ein, wenn ihr ein bestimmtes Projekt im Auge habt. Bei Anleitungen in Büchern und Zeitungen sind solche "Zusatzmengen" an Stoff meist schon mit einberechnet - aber verlasst euch nicht unbedingt drauf....
Um das Ausfransen zu vermeiden, gibt es die Möglichkeit, die Stoffe im Waschbecken per Hand zu waschen. Verwendet dazu Handwarmes Wasser und gebt Waschpulver hinzu und wascht die Stoffe darin. Im Anschluss hängt ihr sie auf eine Wäscheleine. Wenn sie fast trocken sind, dann bügelt die Restfeuchte mit dem Bügeleisen (0hne Dampf) raus. Diese Methode ergibt das gleiche Resultat wie beim Waschen in der Maschine.

Kann man alle Stoffe mit unterschiedlichen Farben zusammen waschen?
Grundsätzlich gilt bei Stoffen das gleiche wie bei Bekleidung: weiße Wäsche, helle Buntwäsche und dunkle Buntwäsche getrennt waschen. Bei Stoffe jedoch kann es passieren, das die Farben "ausbluten", die Stoffe also ihre Farbe abgeben... Wenn ihr nicht jeden Stoff einzeln waschen wollt, dann könnt ihr Farbfängertücher verwenden. Die nehmen die aus dem Stoff auslaufende Farbe auf und die anderen mitgewaschenen Stoffe werden nicht verfärbt!

Farbfängertücher von verschiedenen Firmen

Ich verwende sie häufig und gebe dabei gerne mal ein-zwei Tücher mehr mit in die Wäsche als auf der Packungsbeilage empfohlen - sicher ist sicher!


Zuschneiden der Stoffe
Solltet ihr eure Stoffe vorgewaschen haben, dann bügelt sie ordentlich und legt sie anschließend wieder doppelt, so wie ihr sie beim Kauf bekommen habt.

Fünf ganz wichtige Punkte, an die ihr beim Zuschnitt immer denken solltet:
  1. Immer erst Nachdenken, bevor man zuschneidet (falscher Zuschnitt ist unnötiger Stoffverbrauch)
  2. Man schneidet immer vom Körper weg oder parallel zu diesem!
  3. Nach jedem Schnitt mit dem Rollschneider unbedingt die Sicherung über die Klinge schieben, damit ihr euch nicht verletzt!
  4. Das Lineal mit dem Gewicht des ganzen Arms auf dem Stoff platzieren, sonst verrutscht es euch beim Zuschnitt 
  5. Die Hand, mit der ihr das Lineal haltet, nicht direkt an der Schnittkante platzieren!

Legt euren Stoff auf die Schneidematte, die untere Stoffschnittkante sollte gerade abgeschnitten sein. Dazu richtet den Stoffbruch an einer der horizontalen Linien auf der Matte aus und dann schneidet die untere Kante anhand der untersten vertikalen Linie auf der Matte gerade. Stoffbruch und geschnittene Stoffkante ergeben einen 90° Winkel.


Für das Quiltprojekt, anhand dessen ich euch Patchwork erklären möchte, benötige ich mehrere Quadrate 8" x 8" Inch (ca.20 x 20 cm).
Legt euer langes Patchworklineal so über den Stoff, das ihr links und rechts neben den Stoff die obere Kante des Lineals auf der Linie von 8" Inch deckt.
Öffnet die Sicherung des Rollschneiders und schneidet entlang der Kante des Lineals den Stoff durch.
Öffnet den Stoff auf die volle Breite und legt ihn exakt an die untere Linie der Schneidematte an. Die Webkante des Stoffes richtet etwas über der linken ersten Linie der Matte aus. Anschließend wird diese Webkante weggeschnitten, denn man kann sie für dieses Projekt nicht gebrauchen.


Der nächste Schnitt erfolgt an der horizontalen Linie bei 8" Inch. Wenn ihr diese Linie durchtrennt habt, erhaltet ihr euer Quadrat von 8" x 8" Inch!










Für jedes Projekt, das ihr macht, überlegt euch vorher, wie groß es werden soll. Bei Quadraten ist das natürlich sehr einfach. Das Beispiel, das ich hier vorstelle, soll aus 4 Quadraten pro Reihe und 5 Reihen bestehen. Jedes zugeschnittene Stoffstück ist 8" Inch im Quadrat.


In der Darstellung seht ihr die geschnittene Fläche, die rundum 1/4" Inch Nahtzugabe beinhaltet.
Jedes geschnittene Quadrat hat rings herum Nahtzugabe! Die Nahtzugabe, wenn man in Inch-Einheiten arbeitet, beträgt 1/4" Inch.
Dadurch ergibt sich für jedes Quadrat eine fertige Breite (ohne Nahtzugabe) von 7,5" Inch. Das 1/2" Inch weniger ergibt sich aus der dann als Nahtzugabe vernähten Stoffmenge.
4 Stoffquadrate pro Reihe ergeben somit eine fertige Breite von 30" Inch (ca. 76 cm).
5 Reihen ergeben 37,5" Inch (ca. 95 cm)



Zusammen nähen / patchen
Habt ihr alle Quadrate sorgsam zugeschnitten, dann kommt jetzt der kreative Teil des Projekts! Ihr müsst euch die Anordnung eurer Quadrate überlegen...

Quiltmanufaktur - Layout der 20 geschnittenen Quadrate

Manchmal ist es verdammt schwierig, das richtige Layout hin zu bekommen. Vielleicht liegt es auch daran, dass wir glauben, dass es noch perfekter geht... Meine Erfahrung ist die, dass das erste Layout meist das Beste ist! Bei kleinen Projekten, wie diesem ist das Auslegen auf dem Fußboden oder einem Tisch die beste Möglichkeit, sich einen Überblick über das Ganze zu verschaffen.
Ordnend eure 20 Quadrate so an, das sie zu vier Stück pro Reihe und in fünf Reihen liegen.

Jetzt nehmt ihr euch die 4 Quadrate der ersten Reihe zusammen und setzt euch an eure Nähmaschine!
Stichlänge bei Patchwork ist immer so um die 2 bis 2,5 mm. Bei dieser kleinen Stichlänge braucht ihr die Naht am Anfang und Ende nicht verriegeln - das macht man beim Patchwork generell nicht. Die Stoffe werden je rechts auf rechts gelegt und entlang der rechten Seite des Patchworkfüßches entlang genäht.

Die rechte Füßchenkante als Anhaltslinie für das Abnähen mit 1/4" Inch Nahtzugabe

Die einzelnen Stoffquadrate werden wie im folgenden Diagramm zusammen genäht. Dabei wird immer abwechseln je von der gegenüberliegenden Kante die Naht angefangen. Würdet ihr immer von der gleichen Seite anfangen, würde die obere Seite etwas breiter als die untere Seite - klingt komisch, ist aber so (vertraut mir...)

Stoffquadrate zusammenfügen - dabei immer von der entgegengesetzten Seite mit der Naht beginnen

Wenn ihr die einzelnen Reihen fertig genäht habt, geht es zum Bügeln. Hier gibt es in der großen Patchworkgemeinde sehr unterschiedliche Ansichten! Nahtzugabe auf eine Seite bügeln oder Nahtzugabe auseinander bügeln... Ich bevorzuge das Auseinanderbügeln. Es macht die Nähte flacher. Wenn bei manchen Mustern viele Nahtzugaben auf einer Stelle aufeinander treffen, dann hat man bei erster Variante eine unschöne Wulst. Schlussendlich muss das aber jeder für sich selbst entscheiden!

Nahtzugabe auseinander gebügelt

Anschließend werden die 5 Reihen miteinander verbunden. Um die Nahtkreuzungen immer exakt zu treffen, verwende ich Stecknadeln. Diese stecke ich durch die übereinander liegenden Nahtverläufe der jeweiligen Reihen.

Stecknadeln durch den Nahtverlauf der jeweiligen zu verbindeden Reihen stecken

Alle Nahtverläufe so stecken und wenn nötig auch noch weitere Nadeln quer zur Naht anbringen, damit die Nahtzugaben ordentlich ab genäht werden können.

Über die quer gesteckten Nadeln kann man drüber hinweg nähen

Genau wie beim Verbinden der einzelnen Quadrate pro Reihe gilt hier für das Zusammensetzten der Reihen, das man sie jeweils immer von der entgegengesetzten Seite beginnt. Und dann, wenn ihr alles ordentlich genäht habt, sollte euer erstes Quilttop fertig sein :-)

Fertiges Quilttop

Morgen folgt der letzte Teil der Serie: Quiltsandwich und das Binding.  
Das heißt, ich werde euch zeigen, wie das Quilttop mit Vlies und Rückseite verbunden wird. Das nennt man das Quilten! Und zu guter Letzt erkläre ich, wie man den Rand, das sog. Binding macht.